Die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde in Nürnberg wurde in den Jahren 1870-1876 vom Stuttgarter Architekten Adolf Wolff entworfen, geplant und gebaut. Wegen orientalisch-maurischen Anklänge, wurde das Bauwerk „im Herzen der Altstadt“ von den damaligen national-konservativen Kreisen als störend empfunden und diskreditiert.
So verwundert es nicht, dass die Nazis mit ihrer Machtergreifung 1933 auch in Nürnberg offen und unverblümt und vor allen durch den selbsternannten Frankenführer Julius Streicher gegen das Bauwerk hetzten. Im Juni 1938 setzte er mit Hilfe des nationalsozialistischen Nürnberger Stadtrates seinen Plan zur Zerstörung der Synagoge in die Tat um. Als Hauptgrund diente der Rückgriff auf das dargelegte Argument, dass Nürnberg, als Stadt der Reichsparteitage es sich nicht leisten könne, diese „fremdartige Bausünde“ länger in seinem „Deutschen“ Stadtkern zu belassen.
Der Synagogenabriss wurde schon weit vor der Reichskristallnacht als ein Fanal für das was kommen würde angesehen werden. Die Nürnberger Hauptsynagoge wurde schon von Juni bis September 1938 zerstört!
Das zweite Fanal folgte sogleich nach dem Krieg. Ein Wiederaufbau der zerstörten Synagoge wurde in den Planungen für die Altstadt von vorherein nicht berücksichtigt. Das Grundstück wurde veräußert* und mit einem Wohn- und Geschäftshaus bebaut. Es dauerte bis in die 80er Jahre hinein, um an dieses Ereignis in einem kleinen und würdigen Rahmen zu gedenken. Am ehemaligen Standort der Synagoge wurde ein formal sehr zurückhaltendes Denkmal installiert.
Natürlich könnte sich die Stadt Nürnberg und die jüdische Gemeinde damit zufriedengeben und alte Gräben und Wunden nicht wieder aufreißen. In meiner Beurteilung liegt der Fall anders. Ich möchte auch heute noch von einer Bausünde sprechen, eine Bausünde, die nach wie vor besteht. Denn, der geschichtliche Hintergrund zeigt, dass der damalige Planungsverantwortliche für den Wiederaufbau der Nürnberger Altstadt Dr. Schmeissner, übrigens ein ehemaliges NSDAP-Parteimitglied, in seinen Aufbauplänen nie den Wiederaufbau der zerstörten Synagoge in Betracht gezogen hat. Ganz zu schweigen, von den damaligen erweiterten Kreis der damals zuständigen Gremien.
An der Stelle des ehemaligen Standortes wird unter Berücksichtigung des Baubestandes eine Installation hinzugefügt, die weit und deutlich sichtbar, die alte Form der Synagoge in Originalgrösse und Proportion am Originalplatz aufgreift.
Diese Installation stellt den Baukörper des ehemaligen Synagogengebäudes dar, bezieht die aktuellen Baukörper mit ein und überdeckt diesen teilweise. Die Synagogen-Installation ist als eine symbolische Wiedergutmachung zu verstehen. Der Bau selbst hat nur Erinnerungszweck, stellt den Bezug zur alten Form wieder her und widerspricht dem „Bausünden-Urteil“ der Nazis.
Die Installation ist der Versuch einer Wiedergutmachung, der den Fehler des abgelehnten Wiederaufbaus durch eine ästhetische Überformung revidieren soll.
Die Wand und- Mauerteile sind leicht, licht- und luftdurchlässig und stabil aus einem silberfarbenen Drahtgewebe. Die Baukörpergrundform wird mit einer Stahlständerkonstruktion realisiert, deren Dach- bzw... Deckenkonstruktion besteht aus weißem wetterfestem Kunststoff. Die drei Synagogentürme des Originalbauwerkes werden formal durch drei auf der Dachfläche aufgesetzte Bäume dargestellt und symbolisiert. Die drei Bäume sind jedoch aus Kunststoff, da sie die statische Belastung deutlich verringern, besser formiert werden können und weniger Pflege als echte Bäume bedürfen.