„Wer jemals in einem Steinbruch unterwegs gewesen ist, wird sich an die Momente erinnern, wenn er unter dem eben umgedrehten Steinstück eine Versteinerung entdeckt hat. In einem Steinbruch kann man die Vergangenheit entdecken, die Versteinerung ist ein Erinnerungs-Bild der Erdgeschichte aus einer Zeitkapsel.
Wie viel aufregender wäre es, wenn wir in einem Steinbruch nicht unter geologischen Gesichtspunkten unterwegs sein könnten sondern unsere nähere Vergangenheit archäologisch und geschichtlich betrachtet werden kann?
Den Ort dafür dies zu realisieren, gibt es seit über 70 Jahren am Nürnberger Hafen, den Föhrenbuck. Der Föhrenbuck ist ein Schuttberg, der unmittelbar nach dem Krieg entstanden ist. Nürnberg musste, wie auch andere großflächig zerstörte Städte, den Trümmerschutt für einen schnellen Wiederaufbau aus den zerstörten Stadtflächen entfernen. Ein Großteil des Trümmerschutts wurde deshalb zu Plätzen außerhalb der Stadt transportiert und zu einem Trümmerberg von beträchtlicher Größe aufgeschüttet, so ist auch der Föhrenbuck entstanden.
Umso größer empfinde ich die Motivation, diese seit über 70 Jahren verborgene Zeitkapsel am Föhrenbuck zu öffnen. Machen wir daraus einen künstlichen Steinbruch, einen Archäologie-, Geschichtspark und gestalten einen Erinnerungsort der alten Nürnberger Städtebau-Kultur.
Wie?
Nun dafür habe zwei Ideen entwickelt.
Einmal den “Föhrenbruch“ und, der Idee eines Geschichtspark folgend,
das sogenannte „Tiefenrad“.
Der „Föhrenbruch“ wird ähnlich wie ein Grabhügel, Schicht für Schicht abgetragen. Die Seitenflanke des Schuttbergs, wird aufgebrochen und schließlich in einen „künstlich“ geschaffenen Steinbruch verwandelt. Der Föhrenbuck wird zum Föhrenbruch. Das Schuttberggebiet wird geöffnet und das freigelegte Trümmermaterial unter archäologischen Gesichtspunkten gesichtet, gesichert, bewertet, sortiert und danach „recycelt“.
Warum Recycelt? Recycelt deshalb, weil zur Ausbildung der Steinbruch-Idee die Bruchkanten „künstlich“ angelegt werden. Da diese auch als Stützmauern fungieren werden sie auch mit Hilfe des recycelten Trümmermaterials errichtet. Die Trümmerteile spielen so auch eine „tragende“ Rolle als sichtbarer Teil der Bruchkanten und zeigen kontextuell geclustert, die Schichten des „Föhrenbruchs“. Eine Idee, wie dies aussehen könnte, liefert die Adaption eines Projektes des chinesischen Pritzker-Preisträgers Wang Shu mit seinem Entwurf für das „Ninbo History Museum“ an der chinesischen Ostküste. Die niederländische Künstlerin Marjan Teeuwen bildet mit ihrem Projekt "Destroyed House“ einen weiteren Adaptionsgrund ab. Sie nutzt bzw. schichtet Abbruchschutt abgerissener Häuser temporär zu ästhetisch ausgebildeten neuen Kunstwerken vor Ort. Die Werke werden dann schließlich beim einem Neubau komplett zerstört.
Die zweite Idee, das Tiefenrad, geht komplett anders mit dem Ort um. Um der Begriff des Geschichtsparks aufzugreifen nutzen wir hierzu ein ausrangiertes Riesenrad vom Rummelplatz. Dessen bisheriger Reiz war die Fahrt in die Höhe, die Ruhe, die Aussicht sich bietet, wenn es langsam seine Runden über dem Rummelplatz zieht. Umgekehrt gedacht, wird aus dem Riesenrad ein im Geschichtspark Föhrenbuck ein Tiefenrad. Wesentlicher Bestandteil ist hier jedoch die Fahrt in die Mitte des Berges, seine eigentliche Nutzung wird umgedreht.
Hier steigt der Nutzer nicht unten ins Rad ein und wird langsam hochgefahren, sondern er steigt in das Rad auf der Bergspitze ein, am höchsten Punkt des „Riesenrades“ ein und fährt nach unten in einen ausgeschachteten Teil des Föhrenbucks. Im Kontext mit einer Erschließung der Schätze des Schuttberges Föhrenbuck ergibt sich daraus eine völlig neue Nutzungsidee, bei der der Nutzer in die Tiefen des „Schuttberges“ eintaucht und so seine Geheimnisse „erfährt“.
Er erfährt hierbei eine neue Art der Vermittlung von Grabungsergebnissen einer modernen und auch zeitnahen Archäologie!