Den oberen Bereich des Egidienplatzes überragt das Reiterstandbild des deutschen Kaisers Wilhelm I. von Preußen als zentrale Element den Platz. Wilhelm I. ist nach den Wirren des 19. Jahrhunderts, als Reichseiner in die jüngere Deutsche Geschichte eingegangen. Er wurde unter tatkräftiger Mithilfe des damaligen Reichkanzlers Bismarck und nach dem siegreichen Krieg des deutschen Reiches gegen Frankreich 1870/71 im Spiegelsaal von Versailles als deutscher Kaiser ausgerufen. Dieser Akt der Proklamation im Krönungssaal der französischen Monarchie ist im heutigen Kontext als Revanchismus der konservativen Kräfte des Reiches und insbesondere Preußens anzusehen. Die Zeremonie ist nach wie vor ein Symbol eines vom Siegesrausch befeuerten übersteigerten Nationalismus, um vor allem den unterlegenen Gegner zu demütigen.
Unter diesem Vorzeichen muss die heutige Stellung insbesondere dieser Statue in Nürnberg gesehen und ich denke auch bewertet werden. Die Auffassung, die diesem Denkmal zu Grunde liegt, nämlich eine national- konservative politische Haltung und Personenkult zu verknüpfen halte ich aus heutiger Sicht für absolut überholt und lächerlich.
Um diese neue Haltung deutlich zum Ausdruck zu bringen, ohne die Wurzel des Denkmals gänzlich zu kappen stelle ich mir eine Abwandlung dieses Standbildes vor.
Meine Idee ist es, aus dem Reiterstandbild eine Pferdestandbild zu machen.
Die Entfernung der Reiterfigur des Kaisers vom Rücken des Pferdes, dem eigentliches Objekt des Denkmals, entleert und entkernt die Aussage des Denkmals komplett. Das Pferd ohne seinen Herrn wird plötzlich zum Objekt der Verehrung, Die Ehre wird augenzwinkernd auf das Tier übertragen und durch die veränderte Sockel-Beschriftung von Wilhelm I. in „Wilhelms Pferd“ zusätzlich unterstrichen. Frühere Auffassungen werden so konterkariert, die Lächerlichkeit der früheren Bedeutung, des Personenkults und dessen leeres Pathos treten deutlich hervor. Die politische Aussage wird verkehrt, ohne die Wurzel ganz zu kappen.
Es entsteht im wahrsten Sinne des Wortes ein neues „denk mal“.