Der tägliche Streifzug durch die Stadt ist die Zurschaustellung eines moralischen Dilemmas unserer Zeit.
Es ist immer wieder eine beschämende und peinlich empfundene Situation zu beobachten, wenn ältere Mitbürger in den öffentlich aufgestellten Mülltonnen nach verwertbarem stochern. Diese Menschen sind, aus welchen Gründen auch immer, gezwungen in aller Öffentlichkeit ihre Soziale Situation zu offenbaren und ein Statement abzugeben.
„Seht her, es reicht nichtmehr, ich muss im Müll einen Zusatzverdienst suchen“. Das ist beschämend für die Akteure, denn es ist diese Offenlegung ihrer aktuellen Lebenssituation, die für viele einer Entwürdigung gleichkommt. Oftmals suchen die Leute nach Pfand-Flaschen. Wie viele Glasflaschen müssen gesammelt werden, damit 5€ zusammenkommen? 20 Plastik á 25ct - bzw 62 Glasflaschen à 8 ct, 20 oder 62 Mal bücken und schauen, stochern, wühlen in aller Öffentlichkeit…
Mit jeder Beobachtung einer solchen Situation, bin gefangen in einem Dilemma, das zwei gegensätzliche Pole beschreibt. Eigentlich will ich helfen, die Not zu lindern, andererseits traut ich mich natürlich nicht direkt die Leute anzusprechen.
Was kann man/ich also tun?
Daraus ist die Idee für „Flaschenpost 508“ entstanden.
Bei der Aktion Flaschenpost 508 werden in Pfand-Glasflaschen 5€ Noten gesteckt und diese in den öffentlichen Mülleimern überall im Stadtgebiet verteilt. Das ist keine Lösung des Problems, aber ein kleiner und anonymer Hilfsbeweis das genau an die Adresse gerichtet ist, die es betrifft.
Es bedarf nur einer Pfand-Flasche, eine kurze Schnur und 5€!